Planspiel Marktwirtschaft
von Christian Fischer/ Sascha Conrad abgedruckt in: Gesellschaft – Wirtschaft – Politik 2008, Heft 4
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Zusammenfassung
Das Planspiel ist eine handlungsorientierte Methode, bei der komplexe ökonomische oder politisch-soziale Funktionszusammenhänge in einem modellhaften Spielszenario simuliert werden. Im Planspiel Marktwirtschaft erfolgt die Simulation des marktwirtschaftlichen Funktionsmechanismus anhand der Planung, Produktion und des Verkaufs einer Stereoanlage. Die Funktionslogik des Marktes soll für die Schüler erfahrbar und zum lebendigen Gegenstand anschließender Reflexion werden. Im Fokus stehen dabei auch die Risiken und Härten des marktwirtschaftlichen Systems. Sie bilden den Anknüpfungspunkt für die Erarbeitung des Konzepts der sozialen Marktwirtschaft.
Auszug
1. Wirtschaft und Politik
Die Wirtschaftsordnung bildet das rahmengebende Institutionen- und Regelsystem, in dem sich das Wirtschaftsgeschehen eines bestimmten politischen Gemeinwesens vollzieht. Über die Regelung der Verteilung von und des Zugangs zu ökonomischen Gütern wirkt die Wirtschaftsordnung unmittelbar auf die soziale Struktur einer Gesellschaft ein; sie organisiert die materielle Grundlage der Lebensgestaltung und beeinflusst die jeweiligen Entfaltungschancen der Gesellschaftsmitglieder. Der rechtliche Rahmen einer Wirtschaftsordnung wird von der Politik formuliert und verabschiedet. Grundsätzlich ist es die Politik, die über die Ausgestaltung, Modifizierung oder Änderung des wirtschaftlichen Ordnungsmodells entscheidet. Der Nationalökonom Walter Eucken (1938/2005: 70) formulierte prägnant: „Es besteht ein naher Zusammenhang zwischen Wirtschaftsordnung und Ordnung der Gesellschaft, des Staates und des Rechts.“ Eine ausschließlich ökonomische Betrachtung von Wirtschaftsordnungen würde damit zu kurz führen. Die Auseinandersetzung mit ihnen gehört daher prinzipiell in den Aufgabenbereich der politischen Bildung (vgl. Hedtke 2006: 219).
Das vorliegende Planspiel Marktwirtschaft ermöglicht die modellhafte Simulation der marktwirtschaftlichen Funktionsmechanismen. Ohne Kenntnis des Marktmodells ist weder eine reflektierte Meinungs- und Willensbildung in der tagespolitischen Debatte zum Beispiel über den Mindestlohn, wie er im Kontext der Marktverzerrung diskutiert wird,1 noch in der politischen Grundsatzfrage, in welcher Wirtschaftsordnung wir überhaupt leben wollen, möglich. Im Planspiel Marktwirtschaft werden die marktwirtschaftlichen Funktionsmechanismen für die Schüler unmittelbar erfahrbar. Die Spielerfahrungen bilden die Grundlage anschließender Reflexion, wobei das Marktgeschehen nicht allein ökonomisch, sondern auch in einem gesamtgesellschaftlichen Bezug reflektiert werden soll. Dementsprechend dienen die Risiken und Härten des Marktes als Anknüpfungspunkt, um in die Intention und Theorie der sozialen Marktwirtschaft als Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung der Bundesrepublik einzuführen. Das Planspiel Marktwirtschaft basiert auf der politikdidaktischen Notwendigkeit, eine inhaltlich fundierte und selbstbestimmte Teilnahme der Schüler am gesellschaftlichen Diskurs über die Gestaltung unserer gegenwärtigen und zukünftigen Wirtschaftsordnung gezielt zu fördern.