Jugendkultur in der Unterrichtssituation
Jugendkultur in der Unterrichtssituation. Eine Ethnographie des Schülerhandelns im Rahmen der Schulklasse
Projektleiter: Dr. Georg Breidenstein
wissenschaftliche MitarbeiterInnen: Hedda Bennewitz, Michael Meier
studentische MitarbeiterInnen: Michaela Böhme, Kerstin Jergus, Steffen Kleint
Finanzierung: Deutsche Forschungsgemeinschaft
Laufzeit: 10/2001 - 03/2005
Kurzbeschreibung: Das Projekt zielt auf die kulturanalytische Rekonstruktion des Schülerhandelns im Unterricht. Die allgemeinste Formulierung der Fragestellung des Forschungsvorhabens lautet: Worin besteht die "Teilnahme" Jugendlicher an schulischen Unterrichtssituationen? Diese Frage gliedert sich in die folgenden Aspekte:
- Welche konkreten Handlungsprobleme ergeben sich für Schülerinnen und Schüler aus der Unterrichtssituation? Welchen möglicherweise widersprüchlichen und dilemmatischen Anforderungen müssen sie entsprechen?
- Welche praktischen, d.h. situativen "Lösungen" dieser Anforderungen und Handlungsprobleme bilden sich heraus? Wie gehen Jugendliche mit Schulunterricht um?
Während weite Teile der Schul- und Unterrichtsforschung auf die Probleme des Lehrerhandelns gerichtet sind, fokussiert die Untersuchung auf den interaktiven Umgang mit den Anforderungen der Unterrichtssituation auf Seiten der Schülerinnen und Schüler. Insofern hier nicht zuletzt Themen und Relevanzen der peer culture Jugendlicher bestimmend sind, ist das Projekt im Schnittfeld von Schul- und Jugendforschung angesiedelt.
Das Feld der Ethnographie bildet die Schulklasse, weil davon ausgegangen wird, dass diese den entscheidenden sozialen Kontext für die Herausbildung, Etablierung und Ausdifferenzierung von Umgangsweisen mit Schulunterricht darstellt. Mit den Mitteln der teilnehmenden Beobachtung, der audiovisuellen Beobachtung von Unterricht und Gruppendiskussionen sollen immanente Regeln und Logiken des Schülerhandelns mit Blick auf die soziale Differenzierung der Schulklasse und hinsichtlich spezifischer kommunikativer Formate herausgearbeitet werden.
Das Projekt begleitet zwei Schulklassen an zwei unterschiedlichen, kontrastierenden Schulen in mehreren Phasen teilnehmender Beobachtung in der 7. und 8. Jahrgangsstufe. Die Untersuchung konzentriert sich auf diese Zeit der "Adoleszenz", weil sie auf die ganze Schullaufbahn gesehen als die Phase der größten Schulferne gilt: Hier wird die Orientierung an Jugendkultur dominant, hier scheint sich eine weit verbreitete instrumentell-strategische Haltung gegenüber Schule herauszubilden, deren konkrete Ausformungen und Hintergründe empirisch erschlossen werden sollen.