Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Weiteres

Login für Redakteure

Institutionelle Transformationsprozesse der Schulkultur in ostdeutschen Gymnasien

Institutionelle Transformationsprozesse der Schulkultur in ostdeutschen Gymnasien

Projektleiter: Prof. Dr. Werner Helsper
wissenschaftliche MitarbeiterInnen: Jeanette Böhme, Rolf-Torsten Kramer, Angelika Lingkost
studentische MitarbeiterInnen: Susann Busse, Jörg Hagedorn, Heike Schaarenberg, Volker Weißbach
Finanzierung: Deutsche Forschungsgemeinschaft
Laufzeit: 10/1995 - 12/1998
Kurzbeschreibung: Neben einer quantitativ angelegten Gesamtbefragung der Schulleiter aller Gymnasien in Sachsen-Anhalt, die Aufschluß über die Umstrukturierungen und Veränderungen der neu entstandenen gymnasialen "Schullandschaft" dieser Region geben soll, zielt das Forschungsprojekt in der ersten Projektphase mit hermeneutisch-rekonstruktiven Methoden auf die exemplarische Analyse von Schulkulturen aus einer diachronen und synchronen Perspektive. Als Schulvergleichsstudie wurden vier ostdeutsche Gymnasien ausgewählt: ein Gymnasium, das als Internatsschule auf eine langjährige 'berühmte' Tradition zurückblicken kann, ein städtisches Gymnasium, das in der Wilhelminischen Ära als Oberrealschule gegründet wurde und in der DDR als EOS anerkannt war, ein gymnasialer Zweig im Rahmen einer additiven Gesamtschule, die ihre institutionellen Vorgänger in Polytechnischen Oberschulen findet und eine gymnasiale Neugründung in ländlicher Region. Bei der Betrachtung dieser Schulen, auf die sich Aufstiegshoffnungen und Bildungsaspirationen angesichts der Brüche in Ostdeutschland richteten, wird der Fragestellung nachgegangen, welche gymnasialen Kulturen durch das Handeln von Lehrern, Eltern und Schülern in Auseinandersetzung mit den schulischen Transformationsverläufen herausgebildet wurden. Neben den 'dominanten' und mariginalisierten pädagogischen Orientierungen, den spezifisch etablierten und antizipierten Leistungsansprüchen und inhaltlichen Schwerpunktsetzungen der Schulen, wird die Aufmerksamkeit besonders auf die konkret ausgeformten Partizipationsstrukturen gerichtet, die letztlich Ausdruck grundlegender Anerkennungsverhältnisse sind, auf denen das schulische Handeln der Akteure aufruht. Weiter wird untersucht, wie das institutionelle Selbstverständnis der Schulen in "gymnasialen Schulmythen" neu kreiert oder restauriert wird, in denen Vorstellungen von gelungener Bildung, pädagogischem Sinn und schulischer Gemeinschaft konkretisiert werden.
Im Mittelpunkt der zweiten Projektphase steht insbesondere die Frage, wie die jeweils entstandenen Schulkulturen mit ihren Mythen, die auch Entwürfe eines idealisierten Schülerselbst enthalten, die Annahme oder Abweisung von Lebensformen grundlegen. Es sollen vor diesem Hintergrund die schulischen Anerkennungsverhältnisse gegenüber Schülern herausgearbeitet werden, die Artikualtions- und Handlungsspielräume eröffnen oder schließen. Konsequenzen, die aus der jeweils spezifischen Schulkultur für Schülerbiographien resultieren, werden über die Erstellung einzelner Portraits von Jugendlichen ausdifferenziert. Abschließend wird eine Kontrastierung marginalisierter und exzellenter Schüler der jeweils ausgewählten Schulen angestrebt, um Übereinstimmungen oder auch deutlich Kontraste aufzuzeigen.

Zum Seitenanfang