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Untersuchungsdesign und Forschungsmethoden

Untersuchungsdesign und Forschungsmethoden

Eines der entscheidenden Forschungsdesiderata zu Schule, fremdenfeindlich motivierter Gewalt und Rechtsextremismus ist das Fehlen differenzierter, methodisch anspruchsvoller qualitativer Studien bzw. die Verbindung von quantitativen und qualitativen Zugängen. Unser Forschungsprojekt setzt genau an diesen Forschungsdefiziten an, in dem es den theoretischen Diskurs um Anerkennung mit Fragestellungen der Schulkultur-, Rechtsextremismus- und Gewaltforschung im Rahmen einer quantitativen und qualitativen Studie unter Berücksichtigung eines Ost-West-Vergleichs verbindet. Wie die Graphik zum methodischen Design zeigt, führen wir eine multimethodische Studie durch, die im Anschluss an eine explorative Vorstudie parallel ein quantitatives Jugendsurvey und qualitative Fallstudien an einzelnen Schulen beinhaltet.

Untersuchungsdesign des Projektes Politische Orientierungen bei Schülern im Rahmen schulischer Anerkennungsbeziehungen

Untersuchungsdesign des Projektes Politische Orientierungen bei Schülern im Rahmen schulischer Anerkennungsbeziehungen

Vorstudie

Eingangs zu unserer Untersuchung haben wir mit verschiedenen Erhebungsmethoden Daten über die an der Untersuchung beteiligten Schulen gesammelt, mit dem Ziel, Schulportraits für alle Untersuchungsschulen zu erstellen, die als Grundlage für die Interpretation einzelschulbezogener Daten in den Auswertungen zur quantitativen und qualitativen Teilstudie dienen. Dafür wurde zu Beginn der Studie eine teilstandardisierte schriftliche Befragung der Schulleitungen zur Entwicklung und Tradition der Schule, dem pädagogischen Programm und den Bildungszielen, den organisatorischen Rahmenbedingungen, der Integration ausländischer Schülerinnen und Schüler und den außerunterrichtlichen Aktivitäten an der Schule sowie zum Vorkommen von Gewalt, zu Prozessen der politischen Bildung und zu Schüler- und Lehrerschaft durchgeführt. Während der quantitativen Feldphase führten die ProjektmiterarbeiterInnen über ihre Besuch an den Schulen umfangreiche Feldprotokolle, fotographierten markante Orte an den Schulen und sammelten Selbstdarstellungen der Istitutionen in Form von Broschüren, Jahrbüchern, Schulzeitungen und Elterninformationsblättern.

quantitative Teilstudie

Die quantitative Teilstudie besteht aus der landesrepräsentativen Befragung von weit über 4700 Schülern und Schülerinnen im Alter zwischen 13 und 16 Jahren in ausgewählten Regionen in Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen, sowie weiteren ca. 500 befragten Lernenden in je drei Schulen in Baden-Württemberg und Sachsen. In allen Schulformen der Klassenstufe 8 und 9 des allgemeinbildenden Schulwesens mit Ausnahme der Sonderschulen füllten im Winter 2002/2003 über 2000 Schüler und Schülerinnen in Sachsen-Anhalt und rund 2750 in Nordrhein-Westfalen einen Fragebogen zu ihren politischen Orientierungen, zu ihren schulbezogenen Einstellungen sowie zu ihren Anerkennungsbeziehungen in Schule, Familie und der Gesellschaft der Altersgleichen aus.

Insgesamt wurden 20 Schulen in Nordrhein-Westfalen (6 Gymnasien, 5 Realschulen, 6 Hauptschulen, 3 Integrierte Gesamtschulen) und 23 Schulen in Sachsen-Anhalt (6 Gymnasien, 15 Sekundarschulen, 2 Integrierte Gesamtschulen) in die Untersuchung einbezogen. Aufgrund der Befragung der Schüler und Schülerinnen im Klassenverband war die Beteiligung an der Befragung insgesamt entsprechend hoch (88 Prozent in Nordhein-Westfalen, knapp 80 Prozent in Sachsen-Anhalt). In den statistischen Auswertungen zu diesem Survey soll neben dem Vorkommen rechter und gewaltaffiner Orientierungen in verschiedenen Befragtengruppen und Bedingungsanalysen zur Genese dieser Einstellungen insbesondere die Art und Bedeutung schulischer Anerkennungsbeziehungen in den Blick genommen werden.

qualitative Teilstudie

Die qualitative Teilstudie zielt auf die Rekonstruktion des Verhältnisses von politischen Orientierungen von Jugendlichen und den schulischen Mikroprozessen der Anerkennung sowie auf eine systematische Rekonstruktion der Bedeutung schulischer Mikroprozesse für die Entstehung politischer Einstellungen von Jugendlichen. Wir gehen u.a. der Frage nach, welche Bedeutung den schulischen Anerkennungsbeziehungen für rechte Haltungen bei Jugendlichen zukommen. Dabei steht sowohl jene Teilgruppe Jugendlicher im Mittelpunkt, die deutlich fremdenfeindliche, nationalistische und gewaltbereite Haltungen zeigt, aber auch jugendliche Kontrastgruppen. Für diese Jugendlichen sollen anhand der Aufzeichnung von Lehrer-Schüler- und Schüler-Schüler-Interaktionen die emotionalen, moralischen, individuellen und institutionellen/positionalen Anerkennungsbeziehungen rekonstruiert und mit den Deutungsmustern der jeweiligen Lehrer und Schüler in Beziehung gesetzt werden. Dazu erheben und verknüpfen wir Daten auf verschiedenen Ebenen: schulische Handlungsprotokolle in Form ethnographischer Beobachtungen und Aufzeichnungen, Deutungen der schulischen Akteure über Gruppendiskussionen mit Lehrenden und Lernenden sowie biographische Konstruktionen der Schüler, die über biographische Interviews mit ausgewählten Schülerinnen und Schülern erhoben werden.

Diese Erhebungen erfolgen im Rahmen einer mehrwöchigen Feldphase an vier ausgewählten Schulen und dort in jeweils zwei ausgewählten Klassen, also im Kontext von Fallstudien. Die Auswahl der Untersuchungsfälle erfolgt in einer Kombination von selektivem und theoretischem Sampling. In der Auswertung sollen die erhobenen Texte erstens methodenspezifisch, zweitens fallspezifisch kontrastiv und drittens im kontrastierenden Fallvergleich interpretiert werden.

Schließlich werden die Resultate der quantitativen und der qualitativen Teilstudie themenbezogen zusammengeführt und in ein Verhältnis zueinander gesetzt. Das Untersuchungsdesign der Studie basiert auf einem komplementären Begriff von Methodentriangulation, d.h., wir wollen sozialwissenschaftliche Zugänge ergänzend einsetzen und die mit verschiedenen Zugängen erzeugten Resultate mit Hilfe eines auf die gesamte Untersuchung bezogenen theoretischen Rahmens abschließend zusammenführen.

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